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Neomaurischer Stil

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Christoph Timm erklärt wie wichtig der Neomaurische Stil für Pforzheim war:
„Als Werk des bekannten Karlsruher Architekturprofessors Ludwig Levy entstand die Synagoge (1893), und zwar nach dem Vorbild der Großen Berliner Synagoge von Eduard Knobloch in maurischen und neoromanischen Stilformen. Das Motiv der gezackten Zinnen, damals in Spanien verbreitet, wirkt rückblickend fast wie ein moderner stilistischer Vorgriff auf die Architektur des Expressionismus.“[1]

Unter dem Begriff Neomaurischer Stil werden Bauten im Stil des Historismus und Kunsthandwerk des 19. und 20. Jahrhunderts – hauptsächlich auf der Iberischen Halbinsel, aber auch in Frankreich, England, Österreich und Deutschland – zusammengefasst, die Formen und andere Techniken (z. B. Glasuren) des Maurischen Stils imitieren.

Besondere Bedeutung hatte die maurische Variante des Historismus in Spanien, wo sie als unmittelbarer Rückgriff auf die eigene Geschichte gesehen werden konnte (Neo-Mudéjar-Stil oder Neomaurischer Stil). Insbesondere bei der Architektur in der jüdischen Kunst, besann man sich auf Leben der spanischen Juden (Sephardim hebräisch:"סְפָרַדִּים"), in der Zeit von 711 bis 1492 unter maurischer Herrschaft in Spanien. Diese Zeit wird häufig als „Goldenes Zeitalter“ für die jüdische Kultur in Spanien bezeichnet. In Spanien wurde das Hebräisch wieder weltoffen, dem Diesseits zugewandt, also eine Sprache in der auch die profanen Dinge des Lebens, wie die Liebe oder der Genuss von Wein von Dichtern besungen werden konnte. [2] atik tätig.

Häufig verwendet wurde der „maurische“ Stil für Synagogen: Beispiele sind die Synagoge an der Zerrennerstraße 26/28 in Pforzheim, oder die Synagoge an der Allee 14 in Heilbronn, die Synagoge an der Exarch Josif Straße Nr. 16, Ecke George Washington Straße, direkt auf der Rückseite der Zentralmarkthalle in Sofia. Die Synagoge an der Dohány utca, deutsch Tabakgasse 2 in Budapest und die Synagoge an der Oranienburger Str. 28-30 in Berlin sowie die zerstörte Synagoge Tempelgasse 3 in Wien. Die Spanische Synagoge in Prag wurde 1882–83 mit reichem ornamentalem Schmuck im maurischen Stil ausgestattet. Die nach dem Vorbild der Synagoge Tempelgasse 3 in Wien errichtete Spanische Synagoge in Prag war auch eine Synagoge sephardischer Juden.

Auch Antoni Gaudí inspirierte sich, vor allem in seinen Frühwerken, am maurischen Erbe, etwa bei der Casa Vicens oder beim Bischofspalast von Astorga. In Andalusien wurde der Neo-Mudéjar Stil vor allem bei den Ausstellungsvorhaben von 1929 populär, typisch etwa bei der Plaza de España (Sevilla) und beim Gran Teatro Falla in Cádiz. In Madrid erhielten um 1900 viele Wohnbauten Neo-Mudéjar-Dekor. Aus den 1920er Jahren stammen die Las Ventas Stierkampfarena und das Bürogebäude der Zeitung Diario ABC.

Orientalisierendes Dekor wurde auch im Bereich der Vergnügungsindustrie eingesetzt und zur Belehrung, namentlich bei Weltausstellungen, in Vergnügungsparks und -lokalen (beispielsweise Vauxhall (London), Tivoli (Kopenhagen) und Bataclan (Paris)). Sehr beliebt war die Verwendung exotischer Stile bei Großkinos der Stummfilmzeit (siehe etwa Grauman’s Chinese Theatre, Grauman’s Egyptian Theatre), oder das Fox Theatre in Atlanta.

Auch im Rahmen von zoologischen Gärten kam orientalisierende Architektur zur Verwendung, so die Parkanlage Wilhelma in Stuttgart und die Villa Crespi in Orta San Giulio.

Doch auch schon im Barock kam es zu Bauten wie der „Moschee“ im Park von Schloss Schwetzingen und in anderen Schlossgärten. Ein orientalisierender Palastbau ist der Royal Pavilion in Brighton in England, der bis 1822 als exotische Mischung aus nahöstlichen, indischen und chinesischen Stilmotiven entstand. Bei öffentlichen Bauvorhaben in Britisch-Indien wurde häufig auf Elemente des Mogul-Stils zurückgegriffen, etwa beim Museum in Lahore oder dem Gateway of India in Mumbai. Beispiele für die Verwendung dieses Stils im außerreligiösen Bereich sind unter anderem: das Arsenal in Wien oder die so genannte Zacherlfabrik in Wien.

Zahlreiche Kaffeehäuser und -kioske wurden, wieder im Hinblick auf die orientalische Herkunft des Getränks, im maurischen Stil gestaltet: das Arabische Café an Graf-Adolf-Straße 44 in in Düsseldorf, das Café Orient Unter den Eichen in Wiesbaden. Die Yenidze-Tabakfabrik in Dresden wurde im orientalisierenden Stil gestaltet, weil der Tabak aus dem Orient kam.

Einzelnachweise

  1. Zur regionalen Geschichte der Baukunst. Historismus und Gründerzeit. In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 73-102, hier S. 81.
  2. Georg Bossong: Das maurische Spanien, C.H. Beck, 3. Aufl., 2016, ISBN 978-3-406-55488-9, S. 69 und 70

Literatur


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